Lindenbrink, 23. August 2021: Schon seit einigen Jahren finden auf dem Lindenbrink, unserem "Hausberg", Ausgrabungen statt, Seit der Arbeitskreis Heimatgeschichte alten Erzählungen über eine Siedlung nachging und tatsächlich einige Funde machte, engagiert sich auch Kommunalarchäologe Daniel Lau vor den Toren Riehes.
In diesem Jahr nun hatte der Chef des AK, Ralf Schröder, uns eingeladen, die Arbeiten an der historischen Stätte zu besuchen. Am vergangenen Montag versammelte sich daher eine kleine Schar Interessierter und ließ sich von Daniel und Ralf in die Geheimnisse der Bodendenkmalpflege einführen.
Schon zum dritten Mal konnten die ehrenamtlichen Heimatkundler mit Unterstützung eines Fachmannes ausgiebig nach Überresten suchen und sie wurden für ihre Ausdauer belohnt. Neben einigen Scherben, Knochen und Pfostenlöchern förderten sie auch in diesem Jahr etwas Besonderes zu Tage – einen Beschlag eines Schwertgurtes. Daraus und aus den früheren Funden folgerte Daniel, dass hier bereits um das Jahr 800 ein recht wohlhabender Gutsherr ansässig war, der sowohl Waffen als auch mindestens ein Pferd besessen haben muss – eine Seltenheit im frühen Mittelalter.
Die Historie des Lindenbrinks geht aber noch viel weiter zurück: Bereits am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren sind Jäger hier durchgezogen und haben einige Geräte verloren. Erste Besiedlungsversuche aus der Jungsteinzeit sind ebenfalls nachweisbar. Eine dauerhafte Besiedlung hat aber vermutlich erst ab 800 stattgefunden. Daniel schätzt, dass diese Siedlung erst gegen 1600 aufgegeben wurde. Ob sie nun wüst gefallen oder in den heutigen Ortskern weitergewandert ist, bleibt allerdings unklar. Ebenso unbekannt ist leider auch der Name der frühen Siedlung, daher ist es im Moment noch nicht möglich, dokumentarische Zeugnisse zu finden. Mag sein, dass sie in alten Dokumenten Erwähnung gefunden hat, nur zuordnen kann man es leider nicht.
Zum Abschluss der spannenden Führung beantwortete Daniel noch sehr geduldig einige Fragen zu seiner Person und der Kommunalarchäologie. So erfuhren wir, dass Archäologe schon seit der Kindheit sein Traumjob ist, er seinen Doktor in Orientalarchäologie gemacht hat und er sich nicht danach sehnt, bei seinen Ausgrabungen womöglich Dinoknochen zu finden. „Archäologen suchen menschengemachte Überreste. Wenn wir aus Versehen Fossilien finden, kommen die Paläontologen und übernehmen die Grabung", sagt er.
Wer interessiert daran ist, die Funde nach ihrer Restauration zu sehen, hat gute Chancen. Alle Artefakte werden dem Museum Bad Nenndorf zur Verfügung gestellt. Ein Besuch lohnt sich also.
Wir bedanken uns bei Ralf für die Einladung und bei Daniel für die Führung. Hoffentlich haben wir Euch nicht allzulange von der Arbeit abgehalten :-)
Text und Bild: Raphael Drewnitzky
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